Kindesmissbrauch - wo passiert das?


Sexueller Missbrauch eines Kindes passt nicht in die Vorstellung einer normalen, heilen Welt. So etwas, meint man, könne es nur am Rand der Gesellschaft geben, im asozialen Milieu, bei Menschen, die so primitiv und heruntergekommen sind, dass sie sich sogar an Kindern vergreifen. Die Wirklichkeit entspricht dieser Vorstellung nicht. Missbrauch gibt es in allen Gesellschaftsschichten. Der typische Täter ist weder ungepflegt noch asozial und er vergreift sich nicht deshalb an einem Kind, weil es sich zufällig so ergibt. Nicht nur Mädchen werden missbraucht, sondern auch Jungen, vom Baby bis zum Teenager. Nicht nur Männer sind Täter, sondern auch Frauen. Und es passiert nicht nur einmal oder zweimal, sondern zieht sich oft über Jahre hin.




Warum erzählen Kinder nichts oder erst sehr spät davon


Weil sie denken - und weil es der Täter/in es ihnen einredet - dass man ihnen nicht glauben wird. Dennoch versuchen sie es. Sie machen Andeutungen. Aber offen darüber sprechen wird kein Kind. Weil es Angst hat, sich schämt, sich schuldig fühlt. Weil das was geschah so schrecklich und eklig war und so weh getan hat. Selbst wenn es weiß, dass ihm geglaubt wird, können Kinder oft nicht darüber sprechen. Daran scheitern viele Anklagen und Prozesse gegen Täter, weil das Kind nicht aussagt.

 



Warum?


Dieses Schweigen ist noch eher zu verstehen, wenn das Kind durch Drohungen und Schläge eingeschüchtert wurde. Daher glauben viele Menschen, dass Missbrauch immer mit großer Gewalt einhergehen muss. Zum Teil stimmt es, sexueller Missbrauch ist sexuelle Misshandlung. Aber nicht immer wird das Kind mit körperlicher Gewalt zum Mitmachen gezwungen. Oft, gerade dann, wenn es dem Täter vertraut und ihn liebt, wird Erpressung eingesetzt:


"Ich mach das nur mit dir, weil ich dich so lieb hab. Hast Du denn Papi/Mami, Opa/Onkel nicht auch so lieb?"

 

 

"Wenn Du nicht machst, was ich will, nehme ich eben deine/n kleine/n Schwester/Bruder."
"Wenn du Mutti/Papi was sagst, mag sie/er dich nicht mehr und du kommst ins Heim."

 


Täter nutzen ganz bewusst die Tatsache aus, dass Kinder von Erwachsenen abhängig sind, dass sie leichtgläubig sind, dass es ihnen schwer fällt, Täuschungen und erfundene Geschichten zu erkennen. Ein Kind glaubt einfach vieles deshalb, weil ein Erwachsener es ihm sagt. Das Kind kann Täuschung und Manipulation nicht durchschauen.

Quelle: www.ClevereFrauen.de